#4 Jeder lächelt in derselben Sprache! - Erste Eindrücke in der Fundación

Ich würde jetzt gerne sagen, dass das ein Zitat von einer total wichtigen und intelligenten Person ist - tatsächlich steht dieser Spruch einfach nur auf meinem Lieblings-T-Shirt. Aber vor allem hier bei der Arbeit in der Fundación hat er sich für mich total bestätigt!

Am Montag nach meiner Ankunft bin ich vom warmen Norden Quitos in den kalten Süden gezogen. Doch neben den Temperaturen gibt es zwischen dem Norden und dem Armenviertel im Süden noch viel krassere Unterschiede! Der Weg zum Viertel  Rancho los Pinos geht ab von der Schnellstraße Simon Bolivar. Zunächst ist noch ein kleiner Teil der Straße gepflastert, aber nach ca. 20 Metern geht es dann links ab auf eine Art schlammigen Feldweg. Immer mal wieder Matschlöcher und bei den Steigungen, die man darauf dann nehmen muss, hätte wahrscheinlich sogar unser Cross-Touran (den wir natürlich nur wegen seiner Cross-Funktion und NICHT wegen der schöneren Sitzfarbe gekauft haben) erhebliche Schwierigkeiten. 

Auch die Häuser an den Seiten sind nicht mit denen im Norden, bzw. mit europäischem Standard, zu vergleichen. Es sind nur einfache Klötze aus grauen Ziegeln. Fast scheint es, als ob für den Bau des zweiten Stockwerks das Geld ausgegangen sei. Lange rostrote Drähte ragen in den Himmel. Ins Auge stechen da schon die Häuser, die mit etwas Farbe gestrichen sind (wenn auch häufig nur von einer Seite). Da ist die in warmen Orange gestrichene Fundación schon eine Ausnahme hier! 

Ich komme an, als die Kinder gerade Zähneputzen. Manche machen das hier zum ersten Mal in ihrem Leben. Für mich ist es erst mal komisch, wie jemand Schwierigkeiten mit so etwas haben kann. Aber wenn man es nie gesehen hat? Es  nicht von klein auf beigebracht bekommt, woher soll man es dann können? Die Kids hier bekommen es vorgeführt, Filme gezeigt, und wirklich schön ist auch zu sehen, wie sie sich gegenseitig helfen/ erklären. 

Neben diesen hygienischen Aspekten, zu denen auch das Händewaschen vor den Mahlzeiten gehört, bekommen die Kids hier hauptsächlich Hilfe bei den Hausaufgaben. In die Schule geht es hier entweder morgens ODER mittags. Eingeführt wurde das ganze, um die Infrastruktur "Schule" besser auszunutzen. Doch die Hausaufgaben, die sie zusätzlich noch aufbekommen, sind häufig wenig angemessen und mal ehrlich, wer von uns wäre als Kind schon diszipliniert morgens aufgestanden, um seine Hausaufgaben zu erledigen, während Mama und Papa bei der Arbeit sind? Diese stehen oft auch nur maximal halbherzig hinter einer guten Schulbildung ihrer Kinder. Wer selbst kaum Geld, geschweige denn eine Ausbildung hat, dem würde ein Kind, dass die Schule abbricht und stattdessen mit Gelegenheitsjobs etwas Geld für die Familie heranschafft, im Gegensatz zu einem, dass nur kostet und dessen Schulbücher und Schuluniform bezahlt werden müssen, sagen wir mal nicht gerade ungelegen kommen....

In der Fundación bekommen die Kinder deshalb auch die Bedeutung einer guten Schulbildung vermittelt, um aus dem Teufelskreis der Armut irgendwie einen Ausweg zu schaffen! Häufig mangelt es in den Familien auch an ausreichender und vor allem an ausgewogener Ernährung, weshalb hier täglich Mittagessen und ein "Refrigerio", also ein "Zwischen-Snack" angeboten werden.

Und nach all dem Essen/Zähneputzen/Hausaufgaben machen und Lernen ist dann hier natürlich, wie auch bei den deutschen und vermutlich allen Kindern auf der ganzen Welt, die Vorfreude auf das Spielen riesig! Dafür steht hier nicht nur die Cancha (das Fußballfeld, das so weit den Hang hoch liegt, dass wir Volontäre froh sind, wenn wir mal nicht mit hochschnaufen müssen) sondern auch ein sehr cooler "parque" (Spielplatz) zur Verfügung. Die Kinder verbringen hier also wirklich den aller größten Teil ihrer Freizeit und laufen somit nicht Gefahr in Straßenbanden oder sonstige krumme Geschäfte zu geraten.

Für die ersten Tage sollen wir uns den Ablauf erst einmal anschauen und langsam in die Arbeit einsteigen. Die Kids kommen natürlich trotzdem gleich ganz gespannt auf uns zu, wollen wissen wer wir sind, wie wir heißen und, ob wir einen Freund haben (ja. dieses Frage ist hier wirklich wichtig und kommt noch vor "wie alt bist du?"). Ganz beigeistert versuchen sie sich auch gleich an deutschen Sätzen und sind wirklich zuckersüß und hilfsbereit wenn es darum geht uns mit unserem noch sehr holprigen Spanisch zu helfen! Und wenn dann auch mal alle Erklärungs-Pantomime- und sogar die Übersetzer-App-Versuche gescheitert sind, reicht auch ein breites Lächeln auf beiden Gesichtern aus um sich zu verstehen!

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