#12 Spender aufgepasst: Wir finanzieren gemeinsam eine Woche Ferienprogramm für die Kinder des Armenviertels Rancho los Pinos!

Endlich ist es geschafft: Die stressige Klausurenphase ist vorbei und die letzten Wochen in denen es hieß: Weniger Spielen - mehr Lernen, zu den Hausaufgaben auch noch Klausur-Verbesserungen schreiben, und volle Konzentration in der Schule, werden durch eine Woche Ferien ausgeglichen!

Doch was macht man hier denn so von morgens bis abends, wenn man nicht zur Schule muss?

Die Eltern sind den ganzen Tag nicht zuhause und wie man selbstständig miteinander spielt, bekommen die Kids hier nicht von klein auf gezeigt. Spielzeuge, Brettspiele oder gar einen Garten sucht man auch vergebens. Im "besten" Fall also sitzen die Kinder den ganzen Tag zuhause vor dem Fernseher oder gehen ins Internetcafe um die Ecke. Etwas Gescheites zu essen bekommen nur wenige. Meistens wird einfach ein Dollar auf den Tisch gelegt und, dass sich ein Kind, das von guter und ausgewogener Ernährung kaum gehört hat, davon keinen Brokkoli kauft, kann man sich ja denken! Schlimmer kann es dann aber kommen, wenn die Kinder sich in ihrer Langeweile auf die Straße begeben und sich mit älteren Nachbarn oder "Freunden" treffen. Die Ferienzeit, in der es nichts zu lernen gibt, wird dann oft die Zeit des ersten Kontakts mit Alkohol, Drogen und mit schlechtem Einfluss, der dazu führen kann, dass die Kids ganz schnell in zwielichtige Banden und so auf die schiefe Bahn geraten!

Um diesen Einfluss gar nicht erst Raum bzw. Zeit zu geben, bieten wir den Kindern in der Fundí ein sinnvolles und interessantes Ferienprogramm:

 

Diese Woche steht unter dem Thema: Rechte und Pflichten von Kindern! 

Gerade hier in der Gegend herrscht damit nämlich ein eher schwieriger Umgang. Viele Kinder sind sich ihrer Rechte nicht bewusst und viele Eltern wissen auch nicht, was genau es für Auswirkungen auf die Kinder hat, diese Rechte zu missachten. In einer der Eltern-Versammlungen, die einmal im Monat in der Fundí stattfinden und in der darüber gesprochen wurde, wie wichtig es für Kinder ist zu Spielen und, dass sie dabei so vieles lernen und verstehen können, kam von einigen überraschten Eltern die Rückmeldung: Sie dachten bisher immer die Kinder würden beim Spielen nur ihre Zeit verschwenden und sollten lieber lernen oder bei Arbeiten mithelfen!

 

In dieser Sitzung kam dann eben auch der Wunsch der Eltern auf, neben den Rechten, mit den Kindern auch ihre Pflichten zu besprechen und, wie sie damit einhergehen.

Jeden Tag ist eine gute Stunde diesem Thema gewidmet: wir besprechen, was Kinderrechte  sind, welche es gibt, und was für Pflichten diese mit sich bringen. Die Kids gestalten Plakate, überlegen sich kurze Theaterstücke, ordnen Bilder den unterschiedlichen Rechten zu, schauen Videos etc. Zum Abschluss bin ich ganz erstaunt, wie sogar die Kleinen auf die Frage: "Was ist mein Lieblings-Recht und warum?" antworten. Außerdem formuliert jeder ein Versprechen was er tun wird, um in Zukunft besser seine Pflichten einhalten zu können. Einer verspricht seine kleinen Geschwister nicht mehr zu schlagen (die zwei sind auch anwesend), ein anderer, seiner Mama mehr beim Haushalt zu helfen und viele, für ihr Recht auf Bildung ab jetzt immer ganz schnell und gewissenhaft ihre Hausaufgaben zu erledigen und mehr zu lernen! Na da bin ich ja mal gespannt, was mich die nächsten Wochen in der Hausaufgaben-Betreuung für Muster-Schüler erwarten?! ;) 

Aber natürlich soll es in dieser Woche für die Kids nicht mit normalem Schulunterricht weitergehen. Sie sollen ja schließlich spüren, dass Ferien sind. So treffen wir uns jeden Morgen mit ihnen auf dem kleinen Bolzplatz oberhalb der Fundación zu ein wenig "Spiel und Spaß". Danach wird zur Stärkung ein kleiner Snack gegeben (Joghurt mit Bananen,  Milch mit Müsli, oder ähnliches), es folgt die "Formación" zum Thema "Rechte und Pflichten der Kinder" und im Anschluss gehen unsere Bastelaktivitäten los. Meist teilen wir die Kids dafür in Groß und Klein auf und in dieser Zeit entsteht vom Vogelhäuschen über das Klopapiermonster und Freundschaftsarmband bis hin zu Salzteig-Ohrringen und selbst gebackenen Pizzen, viel kreativer Output!


Im Anschluss geht's für die Kids noch kurz auf den Spielplatz und wir stellen solange den Essensraum um. In einer normalen Schulwoche essen die Kinder in 2 Gruppen, aber für die Anzahl der Kinder, die im Ferienprogramm auf einmal kommt, wäre sonst einfach nicht genügend Platz. Normalerweise bezahlen auch die meisten Kinder einen kleinen Betrag für ihr Essen, doch in dieser Woche wird es komplett aus unseren Spendengeldern finanziert! Und ich muss schon sagen: das leckere und gesunde Essen, das Señora Elena und Viviana da jedes Mal auf die Teller zaubern ist jeden Cent wert!

Mit gestärkten Mägen geht es dann nochmal zum Spielen, bevor die Kids sich auf den Weg nach Hause machen, und wir den übrigen Tag nutzen, um aufzuräumen und den morgigen Tag zu planen.

Ein weiteres Highlight der Woche ist der Ausflug ins Freibad! Für uns deutsche Sommer-Freibad-Gänger ist es natürlich gewöhnungsbedürftig, dass die nicht gerade hohe Wassertemperatur noch höher ist, als die Außentemperatur aber den Kids war das komplett egal und so spielten sie bis die Zähne klapperten und die Lippen blau waren ausgelassen im Wasser!

Ich durfte live miterleben, wie viel Spaß die Kids in dieser Woche hatten, die ihnen endlich mal ein bisschen Abwechslung zum sonst doch sehr stressigen Schulalltag geboten hat und bin unglaublich dankbar, dass wir gemeinsam mit den Spendengeldern für gesund-gefüllte Mägen, fröhlich verbrachte Stunden und viele Kinderlächeln sorgen konnten!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0