#18 Abschied

It´s time to say goodbye!

Und so sitze ich jetzt hier am Terminal in Quitumbe.
Schon so oft bin ich von hier aus aufgebrochen: auf verschiedenste Trips, mit verschiedensten Menschen und verschiedensten Zielen. Schon zig mal hat dieses Terminal mir angekündigt: bald bist du wieder "Zuhause", in deiner saukalten aber doch so vertrauten Wohnung. Schon so oft konnte ich von hier aus die schönsten Ecken Ecuadors bereisen... Doch heute ist einiges anders: Wir rennen nicht gemeinsam durch das Terminal auf der Suche nach unserem "Gate", heute passt niemand auf meinen Rucksack auf, wenn ich noch kurz vor Abfahrt aufs Klo gehe (oke - vielleicht die nett lächelnde Nonne, die gegenüber von mir sitzt?), heute ist mein Rucksack irgendwie 3x so groß und bestimmt 10x so schwer als sonst und heute sitze ich hier mit der Gewissheit: Wenn ich in einer dreiviertel Stunde in diesen Bus steige, werde ich mein geliebtes Quito und die Menschen, die mir hier so sehr ans Herz gewachsen sind, für sehr, sehr lange nicht mehr sehen!

 

 

Ich nehme hier 3 Sitzplätze ein: mein großer Rucksack ausgestreckt über 2 davon, darauf mein kleiner und ich sitze daneben. Von meiner anfänglichen Einstellung "auf das eine T-Shirt kommt es auch nicht mehr an" (Siehe #2) ist kein Restchen mehr übrig! Ich hatte das Glück, den größten Teil meiner Sachen (mitsamt meinem Koffer) schon vorab mit einer Bekannten nach Deutschland und noch den letzten zu-entbehrenden Rest mit den Eltern einer Mit-Volontärin in die Schweiz zu schicken und Reise jetzt nur noch mit dem Nötigsten durch die Gegend.

 

Warum der Rucksack dennoch so schwer ist? Es muss an den vielen wunderschönen Erinnerungen, den einzigartigen Erfahrungen, den bereichernden Begegnungen und den unzähligen Dingen liegen, die ich hier gelernt habe! Die Kids, bei Minadores de sueños haben mir zum Abschied ein kleines Buch gebastelt, in dem sich jeder verkünstelt und sich für die Dinge bedankt hat, bei denen ich ihnen geholfen habe oder Momente aufgeschrieben hat, die wir gemeinsam erlebt haben. Unter anderem bedanken sich viele dafür, dass ich ihnen so viele Dinge beigebracht hätte... Doch die Wahrheit ist: Sie haben mir so viel mehr beigebracht, mich so viel reicher gemacht! An Einblicken in einen doch sehr anderen Lebensstil, ein Aufwachsen, das es für mich zwar in der Theorie schon geben musste, dass mich, so hautnah miterlebt, aber schon erst mal geschockt hat. (Wenn man irgendwo von irgendwem hört wie schlimme Dinge passieren, ist das hart; aber wenn man monatelang mit einem Kind arbeitet und weiß, Zuhause bekommt es kein Essen weil es für seinen Stiefvater nichts wert ist, ein anderes Kind hört deshalb so schlecht auf das, was man ihm sagt, weil es nie gelernt hat, dass Anweisungen auch dann etwas zählen, wenn sie nicht mit einem Schlag verdeutlicht werden, ...; dann bringt einen das nochmal auf eine andere Art zum Nachdenken).

 

Ein Blick auf die Uhr sagt mir ich muss das nette Gespräch mit der nett lächelnden Nonne beenden, die zwischenzeitlich mich gefragt hat, ob ich nach ihren Sachen schauen kann, während sie auf die Toilette geht, (noch so eine Sache, die ich hier sehr schätzen gelernt habe: die vielen Begegnungen und interessanten Gespräche, die hier in jeder Situation entstehen können!). Ich hieve also meinen einen Rucksack auf den Rücken, den anderen hänge ich vorne um, und gehe noch ein letztes Mal für lange Zeit den Gang entlang, aus dem Terminal-Komplex, hin zu den Bussen und lächle bei dem Gedanken an all die Momente und Erinnerungen, die in meinem Rucksack, gut verstaut mit mir reisen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Steffi (Montag, 24 April 2017 12:50)

    Heii, bin jetzt grad durch mit deinem Blog - echt super! Voll spannend und sehr gut geschrieben! Ich fühlte mich grad für nen Moment wieder in der Fundi! :-)